Wettbewerb 2021-22

Urban Mining am Hermannplatz Berlin

Zentrumsnah im Bezirk Neukölln beherbergt unsere Hauptstadt eine reale Urbane Miene. Das Grundstück und das von 1951 bis 2000 überformte Warenhaus „Karstadt am Hermannplatz“ wird in einem gesamtheitlichen Konzept von SIGNA Real Estate und David Chipperfield Architects umgenutzt und weiterentwickelt. Ein großes Projekt mit einem vorausblickenden Nachhaltigkeitskonzept. Konkret soll das historische Erscheinungsbild von 1929 für den repräsentativen Bau adaptiert und angrenzend das Prinzip der „Berliner Höfe“ für die städtische Verdichtung nachempfunden werden. Der Bestandsbau wird entkernt und das Stahlbetonskelett als Grundstruktur erhalten. Dieses wird saniert und mit einer Aufstockung in Holzbauweise zur historischen Kubatur ergänzt. Neuartig im Prozess ist hierbei, dass die zu demontierenden Baustoffe und Elemente von CONCULAR digital erfasst und für die Wieder- und Weiterverwendung bewertet und in digitalen Materialpässen dokumentiert werden

Und genau hier greift die Idee des Urban Mining Designs und bildet die Grundlage für die Aufgabenstellung des UMSA 21/22. Die Studierenden sind gefragt, Entwurfskonzepte und baukonstruktive Lösungsansätze zum zukunftsorientierten Prozess des „Re-Use Bauens“ zu entwickeln und möglichst viel „Alt“-Material aus dem Bestandsbau in der angrenzenden Blockbebauung wieder- und weiterzuverwenden. Neben der maximalen und intelligenten Wieder- und Weiterverwendung von Bauteilen steht die architektonische Qualität im Fokus. Gesucht wird eine Planung, die der gesamten Gebäudehülle eine außergewöhnliche Ästhetik des Re-Use (ReBeauty) verleiht. Dabei spielen die Fügung, die Aufbereitung von Re-Use-Bauteilen und die Realisierbarkeit ebenfalls eine wichtige Rolle.

Preisträger

1. Preis

Monika Pusch, BUW

 

 
EIN NEUER KIEZ IN ALTEM GEWAND: „Die Schönheit in den Dingen ist nicht immer offensichtlich. Aber jedem Material liegt sie inne. Das besondere Potential von Re-Use Materialien ist künstlich nicht reproduzierbar. Die Spuren seines vorherigen Lebens, die ablesbare Zeit, Verwitterungen und Gebrauchsspuren zeichnen ein einzigartiges Bild.“ Der Verfasserin ist ein intelligenter und kreativer Umgang mit den „Alt“-Materialien gelungen. Mit verschiedenen Transformationsverfahren, wie zerschneiden, falten, weben und stapeln, wurde eine Vielzahl an unterschiedlichen Fassadenidentitäten kreiert. Alles jedoch in einem immer gleichbleibenden Rhythmus, welcher sich am rekonstruierten Karstadt Gebäude orientiert und harmoniert.
Die Arbeit überzeugte die Jury durch den starken Gedanken des „Re-Beauty“ und den innovativen Umgang mit Re-Use-Materialien.
 

1. Preis

Marie Beppler, Max Rückert, Frederike Fohr und Luca Perekrestenko, KIT

 
Sythese Berlin: Vom städtebaulichen Maßstab bis ins Detail zeigt sich der konsequente Ansatz der Verfasser*innen, möglichst viel Bestand zu bewahren. Durch eine Neuanordnung der Kubaturen, die geschickte Herausnahme eines Gebäudeflügels und eines Teils der Decken, werden die Flächen des ehemaligen Parkhauses mit Tageslicht versorgt und so zu attraktiven Wohn- und Büroflächen umfunktioniert. Auf diese Weise wird auch der Innenhof mit seiner gestaltprägenden Rotunde zu einem qualitätvollen Außenraum. Fenster aus dem Karstadt-Bestand werden gedoppelt, um den baupyhsikalischen Anforderungen gerecht zu werden. Zu Mosaik-Modulen zusammengesetzt, werden sie zu einem gestaltprägenden Bestandteil der Fassade.
Das Preisgericht würdigt den geschickten Umgang mit dem Bestand und den durchdachten Einsatz von wiederverwendeten Bauteilen.
 

3. Preis

Lennart Becker und Moritz Laininger, Hochschule Trier

 

 
 
Der Titel „Umbau“ ist Programm: Das Parkhaus wird weitestgehend erhalten und umgebaut. Durch das gezielte, teilweise Entfernen von Decken werden nutzbare Räume geschaffen, die trotz hoher Gebäudetiefe belichtet werden können. Die Rotunde bleibt als Skulptur und Ausstellungsfläche bestehen und schafft eine direkte Verbindung zur Dachfläche. Die These „Bestand zum Anfassen“ wird auch durch die innovative Wiederverwendung der Rolltreppen deutlich. Die einzelnen Rolltreppenelemente werden zu einer Fassadencollage aus öffenbaren Elementen in der äußeren Schicht zusammengefügt und verleihen dem Projekt eine technische, dynamische Atmosphäre.
Die Jury lobt die Konsequenz der Idee und ist von dem Storytelling der Re-Use Materialien überzeugt.
 
 

 

 

 

Anerkennungen

Florian Beer, BUW

Loana Stamm, Aurélie Pha, Margarethe Gestrich und Nina Hasenfuß, KIT

Pascal Lange, TU Kaiserslautern

Carolin Zimmer und Donata Rumpf, TH Köln

Preisgericht

Von links nach rechts:

 

Prof. Alexander Schwarz, Dipl.-Ing. Architekt

David Chipperfield Architects und Universität Stuttgart

Bernhard Busch, Dipl.-Ing. Architekt, agn Niederberghaus & Partner, Ibbenbüren (Vorsitz)

Sabine Djahanschah, Dipl.-Ing. Architektin, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück

Thibault Chavanat, Dipl.-Bauingenieur, SIGNA Real Estate Management, Berlin

Prof. Dr.-Ing. Anja Rosen, Architektin, Bergische Universität Wuppertal

Patrizia Haggenmüller (Sachverständige im Preisgericht), SIGNA Real Estate Management, Berlin